Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer modernen und offenen Gesellschaft. Sie ermöglicht den Fortschritt und die Innovation, die Deutschland als führende Industrienation vorantreiben. Die gegenwärtige Situation im deutschen Wissenschaftsbetrieb jedoch, geprägt durch befristete Arbeitsverträge, ungewisse Karriereaussichten und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, steht dieser Freiheit entgegen. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) trägt entscheidend zu diesen Problemen bei, indem es die Kettenbefristung von Verträgen im akademischen Bereich systematisch ermöglicht. Es ist an der Zeit, die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nachhaltig zu verbessern und die Rahmenbedingungen für die Attraktivität des wissenschaftlichen Berufsfelds zu schaffen.
- Hintergrund und Problemstellung:
Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wurde ursprünglich mit dem Ziel eingeführt, Flexibilität und Mobilität im Wissenschaftsbetrieb zu fördern. In der Praxis jedoch hat das Gesetz zu einem System geführt, das Unsicherheit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse im akademischen Bereich zementiert. Hochschulen und Forschungseinrichtungen nutzen das WissZeitVG, um wiederholte, teils sehr kurzfristige Befristungen für wissenschaftliches Personal durchzuführen. Dies führt zu einer extremen Planungsunsicherheit und verhindert den Aufbau langfristiger wissenschaftlicher Karrieren.
Die Zahl der befristeten Verträge an deutschen Universitäten ist alarmierend hoch. Der Großteil des wissenschaftlichen Nachwuchses befindet sich in unsicheren, zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen. Dies wirkt sich negativ auf die Attraktivität der Wissenschaft als Berufsfeld aus und erschwert es vielen qualifizierten Talenten, eine langfristige Perspektive in der Forschung zu entwickeln. Zudem trägt die fehlende Arbeitsplatzsicherheit dazu bei, dass viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den akademischen Weg frühzeitig verlassen, was zu einem Verlust wertvoller Expertise und Innovation führt.
- Ziele:
- Schaffung von langfristigen und planbaren Beschäftigungsverhältnissen für wissenschaftliches Personal.
- Stärkung der Freiheit von Forschung und Lehre durch die Gewährleistung stabiler Karrierewege.
- Förderung der Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland, um hochqualifizierte Talente zu gewinnen und zu halten.
- Abbau von prekären Beschäftigungsverhältnissen in der Wissenschaft und Stärkung der sozialen Sicherheit für den akademischen Nachwuchs.
- Maßnahmen:
- Abschaffung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG): Das WissZeitVG hat in seiner derzeitigen Form versagt und muss aufgehoben werden. Die Kettenbefristung von wissenschaftlichem Personal ist weder mit den Ansprüchen einer modernen Arbeitswelt noch mit den Bedürfnissen des Wissenschaftsstandorts Deutschland vereinbar.
- Einführung eines neuen, fairen Vertragsmodells: An die Stelle des WissZeitVG soll ein neues Vertragsmodell treten, das für wissenschaftliches Personal ab dem Beginn der Promotionsphase deutlich längere Vertragslaufzeiten vorsieht. Die Möglichkeit mehrfacher Befristungen soll stark eingeschränkt werden. Ziel ist es, nach einer ersten befristeten Phase eine schnelle Entfristung und langfristige Perspektiven zu ermöglichen.
- Erhöhung der Grundfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen: Um die langfristige Beschäftigung wissenschaftlichen Personals zu ermöglichen, müssen die Grundmittel der Universitäten und Forschungseinrichtungen erhöht werden. Dies stellt sicher, dass Institutionen über die notwendigen Ressourcen verfügen, um qualifiziertes Personal langfristig zu binden, anstatt auf kurzfristige Drittmittelprojekte angewiesen zu sein.
- Förderung von Tenure-Track-Positionen: Die Einführung des Tenure-Track-Systems soll weiter ausgebaut werden. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern muss frühzeitig eine klare Karriereperspektive geboten werden, die nach einer erfolgreichen Bewährungsphase zu einer Entfristung führt.
- Begründung:
Das WissZeitVG in seiner derzeitigen Form stellt ein Hemmnis für die Entwicklung einer exzellenten Wissenschaftslandschaft dar. Die zunehmende Zahl befristeter Verträge verhindert den Aufbau von Wissen und langfristiger Forschung in Deutschland. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen sich mit unsicheren Zukunftsaussichten konfrontiert und entscheiden sich daher häufig gegen eine Laufbahn in der Wissenschaft. Dies gefährdet die Innovationskraft Deutschlands und mindert die Attraktivität des Wissenschaftsstandorts.
Eine Reform der Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft ist daher dringend notwendig. Die Abschaffung des WissZeitVG und die Einführung langfristiger, verlässlicher Vertragsverhältnisse stellen sicher, dass hochqualifiziertes Personal nicht nur gewonnen, sondern auch gehalten wird. Wissenschaft braucht Stabilität, Planungssicherheit und Perspektiven – diese Rahmenbedingungen müssen wir durch eine progressive und zukunftsorientierte Politik schaffen.